DFG-Forschergruppe

Transformation der Religion in der Moderne. Religion und Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Die Forschergruppe wurde von 2006-2012 gefördet und untersuchte die gesellschaftsgeschichtlichen Hintergründe des Wandels der Religiosität als Modus individuellen und kollektiven Verhaltens, ihrer öffentlichen Wahrnehmung und der Veränderungen der christlichen Großkirchen als religiöser Organisationsformen. Das Verhältnis der Gesellschaft zum Phänomen der Religion ist gegenwärtig ambivalent: Einerseits gehört es schon seit dem 18. Jahrhundert zum öffentlichen Bewusstsein, einen Bedeutungsverlust von Religion in der – wie auch immer verstandenen – Moderne festzustellen. Andererseits ist vor allem in den letzten Jahrzehnten eine gegenläufige Wahrnehmung entstanden.

Die weit reichenden Veränderungen der Religiosität sind eng mit dem Wandel verflochten, welcher die Identitätsbildung der Menschen in industrialisierten Gesellschaften im 20. Jahrhundert überhaupt betrifft. Als wesentliche Ursachen der Veränderung von Religion und Kirchlichkeit fragte die Forschergruppe zunächst nach dem Wandel der religiösen Sozialisation in der Nachkriegszeit, den Veränderungen der organisierten Sozialformen des Religiösen und der Entwicklung dessen öffentlicher Repräsentationen. Die größte Aufmerksamkeit wurde zunächst der unmittelbaren Nachkriegszeit und den „dynamischen Zeiten“ der 1960er und 1970er Jahre gewidmet, von denen die Religionsgemeinschaften und besonders die traditionellen religiösen Lebensformen mit besonderer Intensität erfasst wurden.

2009 trat die Forschergruppe in eine zweite Förderphase. In dieser Phase wurde besonderes Augenmerk auf folgende Dimensionen des sozialen Wandels in ihrem Zusammenhang mit dem religiösen Transformationsprozess gerichtet: a) die Performanz des Religiösen; b) die Bedeutung des Wandels der Geschlechterrollen; c) die Kontroversen um die Politisierung des Religiösen und d) Entwicklungslinien im internationalen Vergleich (Europa, USA). In der Forschergruppe kooperierten neben dem Institut für soziale Bewegungen die Professoren Wilhelm Damberg (Katholisch-Theologische Fakultät, Sprecher der Forschergruppe), Traugott Jähnichen (Evangelisch-Theologische Fakultät), Volkhard Krech (Centrum für Religionswissenschaftliche Studien) sowie Lucian Hölscher (Fakultät für Geschichtswissenschaft) und Frank Bösch (Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam). Prof. Dr. Klaus Tenfelde hat bis zu seinem Tode 2011 der Forschergruppe angehört.

Am Institut für soziale Bewegungen wurden im Rahmen der Forschergruppe folgende Teilprojekte bearbeitet: