Forschungsprojekt

Zwangsarbeit im deutschen Kohlenbergbau (ZIB)

Die Steinkohle bildete die wichtigste Rohstoffgrundlage der deutschen Kriegswirtschaft zwischen 1939 und 1945. Zur Sicherung des riesigen Kohlenbedarfs der Rüstungswirtschaft, der Chemischen Industrie, der Energiewirtschaft, der Reichsbahn, der privaten Haushalte und zahlreicher anderer Verbraucher wurden seit 1940 Hunderttausende ausländischer Zivilarbeiter und Kriegsgefangener auf den Steinkohlenzechen beschäftigt, zunehmend unter Zwangsbedingungen. Der Steinkohlenbergbau entwickelte sich rasch zu einem der wichtigsten Einsatzfelder für Zwangsarbeiter in der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft.

Vor dem Hintergrund der abschließenden Regelung von Entschädigungsleistungen für ehemalige Zwangsarbeiter um die Jahrtausendwende bat die RAG Aktiengesellschaft, eines der Gründungsmitglieder des Entschädigungsfonds der deutschen Wirtschaft, die Stiftung Geschichte des Ruhrgebietes, die besonderen Bedingungen des Zwangsarbeitereinsatzes im Steinkohlenbergbau wissenschaftlich umfassend klären zu lassen. Die Durchführung der Forschungsarbeiten, welche die RAG durch eine großzügige Zuwendung ermöglichte, wurde dem Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum übertragen. Die daraufhin gebildete Forschergruppe begann, unterstützt durch einen wissenschaftlichen Beirat und das Bergbau-Archiv Bochum, im September 2000 auf der Grundlage eines detaillierten Forschungsplanes mit der Arbeit. Das Forschungsprogramm sah nicht nur die gründliche Aufarbeitung der Zwangsarbeiterbeschäftigung in allen deutschen Steinkohlenrevieren vor, sondern beinhaltete auch die systematische Untersuchung des Arbeitseinsatzes in den vom Deutschen Reich besetzten Kohlenrevieren in Polen, Frankreich, Belgien, Holland, Jugoslawien und in der Sowjetunion. Darüber hinaus wurde noch der Zwangsarbeitereinsatz im Braunkohlenbergbau und im Steinkohlenbergbau während des Ersten Weltkrieges vergleichend miteinbezogen.

Bis zu 20 Wissenschaftler waren in kleineren oder größeren Einzelprojekten mit der Umsetzung des Forschungsprogramms bis zum Ende der Projektförderung im August 2005 beschäftigt. Zahlreiche Ergebnisse liegen inzwischen als wissenschaftliche Publikationen vor, beispielsweise das erste Heft des Jahrgangs 2005 von „Geschichte und Gesellschaft“ über „Arbeitseinsatz und Zwangsarbeit im besetzten Europa“. Die Hauptergebnisse des Projektes werden in einer eigenen Reihe des Instituts für soziale Bewegungen über „Arbeitseinsatz und Zwangsarbeit im Bergbau“ publiziert, die auf zehn Bände angelegt ist. Bereits erschienen sind ein von Klaus Tenfelde und Hans-Christoph Seidel herausgegebener Sammelband mit Überblickscharakter, ein wissenschaftlich kommentierter Quellenband, eine Dissertation von Kai Rawe zum Zwangsarbeiterbeschäftigung im Ruhrbergbau während des Ersten Weltkrieges, eine weitere Dissertation von Thomas Urban zur mitteldeutschen Braunkohle im Zweiten Weltkrieg sowie ein Band, dessen Beiträge die Abschlusskonferenz des Projektes dokumentieren. Weiter vorgesehen sind ab dem Frühjahr 2007 Bücher über den Ruhrbergbau im Zweiten Weltkrieg, das nordfranzösische und belgische Kohlenrevier, das ukrainische Donez-Revier, den slowenischen und serbischen Bergbau sowie über den oberschlesischen Steinkohlenbergbau.


Projektkonzeption, Stand 2001:

"Zwangsarbeit im deutschen Kohlenbergbau (ZIB)".   (30.1 kB)

Ein historisches Forschungsprojekt am Institut für soziale Bewegungen, in: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen Heft 26/2001.

Abschlussbericht, Stand 2006:

"Zwangsarbeit im deutschen Kohlenbergbau (ZIB)".   (122.4 kB)

Abschlussbericht über das Forschungsprojekt

Für weitere Informationen wenden Sie sich gerne an:
PD Dr. Hans-Christoph Seidel