WAZ, 23.11.1999, Lokalausgabe Bochum:

Schatztruhe für die Geschichte des Ruhrgebietes wird geöffnet

Bibliothek schlägt Brücke von der Ruhr-Uni zur
Innenstadt

Animieren tut sie auch, obwohl sie kein
Anima-Großprojekt ist. Mit einem Augenzwinkern
an die Adresse von Oberbürgermeister
Ernst-Otto Stüber freute sich gestern Prof.
Klaus Tenfelde als Vorsitzender des Vorstandes
der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebietes über
die Eröffnung des Hauses.

In nur sieben Monaten gelang es, das
ehemalige Verlagsgebäude zu einem lichtdurch-
fluteten und modern ausgestatteten
Bibliotheksdomizil umzubauen. Dort wo einst
die schweren Rotationsmaschinen des
Gewerkschafts-Verlages dröhnten, liegt nun der
Lesesaal. Über eine Galerie haben die Nutzer
die Möglichkeit, direkt in die anderen
Bereiche zu gehen.
Der Bestand von einer halben Millionen
Bänden setzt sich aus der ehemaligen
Bergbaubücherei, der Bibliothek der IG Bergbau
und Energie sowie den 140 000 Büchern des
Institutes für soziale Bewegungen zusammen.
Diese Bibliothek ist wahrlich ein Schatz des
Reviers, der in eindrucksvoller Weise ein
Stück Zeitgeschichte zur Entwicklung des
Ruhrgebietes dokumentiert, sagte der
stellvertretende Vorstandsvorsitzende der
Ruhrkohle AG, Wilhelm Beermann, bei der
gestrigen Vorstellung. Beermann, der auch dem
Kuratorium der Stiftung vorsteht, ist für sein
Engagement erst in der letzten Woche mit der
Universitätsmedaille ausgezeichnet worden.
Prof. Tenfelde hob gestern die großzügigen
Spenden hervor, die die Einrichtung eines
Graduierten-Kollegs in der Bibliothek
ermöglichen. Insgesamt 480 000 DM an privaten
Mitteln finanzieren acht Stipendien für
Nachwuchswissenschaftler, die sich mit dem
Strukturwandel im Revier beschäftigen.
Der Brückenkopf der Hochschule in
unmittelbarer Nähe der Stadtmitte hat die
Universität ein Stück näher ans Zentrum
gebracht. Das Haus mit seinen 18 festen
Mitarbeitern erteilt jedem Dogmatismus in der
Forschung eine klare Absage und möchte sich
als eine Einrichtung etablieren, die, so
Tenfelde, über den Schüsselrand des Ruhrpotts
schaut. Alle interessierte Menschen seien
eingeladen, den Bücherbestand der Stiftung zu
nutzen. Michael Weeke


zit. nach:
http://archiv.waz.de/main_mappe2.asp?file=1&docid=00270536&verid=001