WAZ, 27.03.2007, Lokalteil Bochum

"Calli" in seinem Element

Leverkusens Ex-Manager verteilt Komplimente für "Das Spiel mit dem Fußball". Diskussionsrunde im Haus der Geschichte

Reiner Calmund outet sich als Fan. "Es ist spannend geschrieben, nicht nur rein wissenschaftlich. Da flutscht es auch", sagt der frühere Manager von Bayer Leverkusen auf seine typisch rheinländische Art. Gemeint ist das Buch "Das Spiel mit dem Fußball", das Jürgen Mittag und Jörg-Uwe Nieland von der Ruhr-Uni herausgegeben haben. "Hut ab!" fährt " Calli " fort: "Da ist eigentlich alles drin."
Historisch wird etwa die Frage "Wann ist ein Fußballer ein Jude?" behandelt. Über die "Talkshowisierung des Fußballs - Der Volkssport in den Fesseln des Fernsehens" reicht das Spektrum bis hin zum für die Anhänger sehr greifbaren Thema "Sind wir so unwichtig? Fußballfans zwischen Tradition und Kommerz".
Von der Vereinnahmung des Fußballs ist im Haus der Geschichte (Clemensstr.) häufig die Rede bei der Diskussionsrunde, die WAZ-Sportchef Hans-Josef Justen zur Buchvorstellung leitet. Vereinnahmung durch Politik, Medien, Wirtschaft und seit neuestem auch durch die Kultur.
Während die Herausgeber diese Verflechtungen sachlich betrachten, ist Calmunds Standpunkt da dezidierter: "Insgesamt ist es gut, dass es solche Wechselwirkungen gibt." Dann fuchtelt er mit den Armen, erzählt lebhaft vom Verhältnis von Politik und Fußball und wie die WM 2006 plötzlich "das größte Event" war, "nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich". Einmal in Rage geredet, überzieht er sein selbstgestecktes Zeitlimit von 20 Minuten um eine knappe Viertelstunde. Typisch Calli eben!
Mittag, Jürgen/ Nieland, Jörg-Uwe (Hg.): Das Spiel mit dem Fußball. Interessen, Projektionen und Vereinnahmungen. Essen, Klartext-Verlag 2007. 592 Seiten. 27,90 Euro


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