uni-protokolle, 14.05.2007

Die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung: RUB-Forscherin stellt neues Buch vor

(idw) Ruhr-Universität Bochum


Die mehr als 150 Jahre lange Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung liegt nun erstmals kompakt und übersichtlich als Buch vor. Die renommierte Bochumer Historikerin Helga Grebing hat ihren seit 1966 aufgelegten historischen Abriss komplett überarbeitet und unter anderem um aktuelle Kapitel über die SPD, die SED-Diktatur in der DDR und den Aufbau der PDS erweitert. Ihr Buch "Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Von der Revolution 1848 bis ins 21. Jahrhundert" stellt die Autorin und emeritierte RUB-Wissenschaftlerin am Dienstag, 22. Mai 2007 öffentlich vor (18 Uhr, Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, Clemensstr. 17-19, 44789 Bochum). Alle Interessierten und die Medien sind herzlich willkommen.
Die ehemalige Professorin der Ruhr-Universität hatte ihren historischen Abriss 1966 erstmals aufgelegt, danach erschienen bis 1981 mehrere Überarbeitungen. Die jetzt vorgelegte "Geschichte" schildert nicht nur eine mehr als 150 Jahre umfassende Zeitspanne eines Kampfes, "der zunehmend als ein Kampf für ein menschenwürdiges Leben, über die Klassenlinie geführt wurde". Die Autorin erweitert ihre Abhandlung um Texte zu den "langen 1990er-Jahren der SPD" über Willy Brandt, Oskar Lafontaine und die Einheit Deutschlands, über den demokratischen Sozialismus und die Debatte über die verbliebene Grundsubstanz der Arbeiterbewegung oder auch den Aufbau der SPD in den neuen Bundesländern.
Breiten Raum nimmt die Darstellung und Einordnung der PDS ein: Diese beziehe ihre historische Legitimierung immer noch aus der SED-Gründung im April 1946, als SPD und KPD in der damaligen Ostzone zwangsvereinigt wurden. Grebing wertet die Zerstörung der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung als "größten Erfolg" der SED-Diktatur, wenn nicht sogar als ihren einzigen.
Ein weiteres Kapitel befasst sich mit den Gewerkschaften, dem Sozialstaat und der Arbeitswelt der Zukunft. Hier diskutiert die Autorin unter anderem Thesen von André Gorz und Ulrich Beck. Helga Grebing ordnet ein und enthält sich keiner Wertungen. Mit dem Blick voraus verknüpft sie stets auch den Blick zurück, um beispielsweise zu überprüfen, "ob und was sich an inhaltlicher Substanz und antreibenden Impulsen aus der Rückerinnerung an die emanzipatorische Kraft der alten Arbeiterbewegung gewinnen lässt, die auch für das 21. Jahrhundert taugen können. Das Projekt einer menschenwürdigen, sozial gerechten und politisch freien Gestaltung der Welt ist immer noch unabgeschlossen und bedroht, vielleicht mehr denn je", so Grebing.

Die Autorin

Helga Grebing (1930), Professorin, war bis 1995 Inhaberin des Lehrstuhls für vergleichende Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung und Leiterin des Instituts zur Erforschung der europäischen Arbeiterbewegung (heute Institut für soziale Bewegungen, ISB) der Ruhr-Universität Bochum und ist seither publizistisch tätig; zuletzt erschien "Waldemar von Knoeringen 1906-1971. Ein Erneuerer der deutschen Sozialdemokratie" (Berlin 2006) sowie "Die Worringers" (Berlin 2004).

Titelaufnahme

Helga Grebing: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. vorwärts buch, Berlin 2007, 24 Euro, ISBN 978-3-86602-288-1

Weitere Informationen

Dr. Jürgen Mittag, Institut für soziale Bewegungen der RUB (ISB), Tel. 0234/32-26920, E-Mail: juergen.mittag@rub.de


zit. nach:
http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/136906/