Veröffentlichungen des Instituts für soziale Bewegungen

Reihe A: Darstellungen

Conrad Schmidt, der Revisionismus und die sozialdemokratische Theorie Band 24

Dimitrij Owetschkin
Conrad Schmidt, der Revisionismus und die sozialdemokratische Theorie
Zur theoretischen Entwicklung der Sozialdemokratie vor 1914

239 Seiten
Preis: 34 €

ISBN: 3-89861-170-1

Essen: Klartext Verlag 2003


Der Revisionismus in der Sozialdemokratie wird zumeist mit dem Namen Eduard Bernstein identifiziert. Wer aber kennt den Revisionisten Conrad Schmidt (1863-1932)? Müsste man ihn nicht kennen? Immerhin war er Bruder der berühmten Künstlerin Käthe Kollwitz, Vorsitzender der Freien Volksbühne in Berlin und wichtiger Briefpartner von Friedrich Engels. Man sollte ihn vielleicht auch deswegen kennen, weil er einer der wenigen Sozialdemokraten war, die sich auf einem hohen theoretischen Niveau mit dem Wertgesetz auseinander gesetzt haben. Im Mittelpunkt der Studie steht die Analyse der ökonomischen, philosophischen und politischen Theorien von Conrad Schmidt. Sein Werk wird zu einem Bezugspunkt, von dem aus die Theoriediskussionen in der Sozialdemokratie im Ganzen und in ihren einzelnen Teilen beleuchtet werden. Die kritische Überprüfung der Marx’schen Ökonomie und Philosophie sowie des sozialdemokratischen Neukantianismus vor 1914 ordnet sie zugleich in den Kontext der „Emanzipation“ von der Theorie in der SPD ein. Das Spektrum der bei Conrad Schmidt bzw. in den Revisionismusdiskussionen behandelten Themen war sehr umfassend und vielseitig: vomWertgesetz, dem Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate und der Krisentheorie bis zum „Ding an sich“, der materialistischen Geschichtsauffassung, den Beziehungen zwischen Sozialismus und Ethik oder den Wegen der Sozialisierung. Auf dieser breiten Grundlage werden die Revisionismusauffassungen in der SPD sowie die Rolle und Funktionen der Theorie in der Sozialdemokratie im Allgemeinen analysiert. Das Buch erweist sich als ein wertvoller Beitrag zur Geschichte des Marxismus, der Marx-Kritik und der sozialistischen Theorie. Wie Helga Grebing in ihrem Vorwort schreibt, beweist es nicht nur, dass das Werk von Conrad Schmidt fruchtbare Anregungen zu tiefgreifenden Erkenntnissen über die Theorie-Praxis-Relation im Kontext emanzipatorischer sozialer Bewegungen bietet, sondern auch dass die Theoriegeschichte noch erhebliche Potenziale in sich birgt.