Hauptseminar: Geburt und Geburtshilfe in der Neuzeit
Dr. Hans-Christoph Seidel
2 St.,
Mittwoch 10:00-12:00 Uhr
Veranstaltungs-Nr. | 270 021 |
Ort | GABF 04/354 |
Beginn | 15.4.2009 |
Art | Modul VI, VII,IX, X, XIV |
Kredit | bei entsprechender Leistung 8 CP |
Anmeldung | per VSPL |
Die Geschichte der Geburt und der Geburtshilfe gilt in vielerlei Hinsicht als geradezu klassisches Beispiel eines Medikalisierungsprozesses seit etwa der Mitte des 18. Jahrhunderts, in dessen Verlauf die akademische Medizin aus einer vormals marginalen Stellung dominierende Kompetenz und Deutungsmacht in immer mehr Lebensbereichen erlangte. Auch die ambivalenten Folgen des Medikalisierungsprozesses scheinen sich in der Geburtshilfe besonders deutlich abzubilden: hier die drastische Senkung der mit der Geburt für Mutter und Kind verbundenen Gefahren, dort die "Entnatürlichung" und Pathologisierung eines zuvor spezifisch weiblichen Erfahrungsbereiches und die Marginalisierung der Hebammen als konkurrierender Heilergruppe. Im Seminar werden der Verlauf des Medikalisierungsprozesses in der Geburtshilfe in seinen verschiedenen Aspekten untersucht sowie die Thesen zu Gewinnen und Verlusten der Medikalisierung historisch eingeordnet.
Sprachnachweise können erbracht werden in Englisch.
Einführende Lektüre:
- Jürgen Schlumbohm (Hrsg.), Rituale der Geburt. Eine Kulturgeschichte, München 1998.
- Edward P. Shorter, Der weibliche Körper als Schicksal. Zur Sozialgeschichte der Frau, München 1987 (2. Aufl.).
- Eva Labouvie, Andere Umstände. Eine Kulturgeschichte der Geburt, Köln u. a. 2000 (2. Aufl.).
- Hans-Christoph Seidel, Eine "neue Kultur des Gebärens". Die Medikalisierung von Geburt im 18. und 19. Jahrhundert in Deutschland, Stuttgart 1998.